Bauernhof und Bauernhaus in Norddeutschland und
Mitteldeutschland
Bauernhäuser und ländliche Wohngebäude lassen sich nach den verschiedensten Kriterien
sortieren:
● nach sozialem Status: Großbauer, Bauer, Kleinbauer, Kossät, Häusler, Kätner, Büdner, Tagelöhner, usw.
● nach Grundrissgliederung: Hallenhaus, Dielenhaus, Mittelflurhaus / Giebelflurhaus, Querflurhaus, Doppelstubenhaus, usw.
● nach Funktion und Nutzung: Wohnhaus, Wohn-Stall-Haus, Handwerkerhaus, Weberhaus, Gesindehaus, Pfarrhaus, usw.
● nach Konstruktion: Fachwerkbau, Blockbau, Umgebindebau, Massivbau als Ziegelbau, Natursteinbau, Lehmbau, usw.
● nach Fassadentyp: Lehmfachwerk, Ziegelfachwerk, Ziegelmauerwerk, Natursteinmauerwerk, Putz-Stuck-Mauerwerk, usw.
Die Gestaltung der Fassaden gehört ganz offensichtlich zu den Kriterien, die das Erscheinungsbild eines Dorfes
am deutlichsten prägen; dies gilt auch für Wirtschafts- und Nebengebäude. Dabei ist Gestaltung gerade im traditionell geprägten
ländlichen Raum immer Ergebnis und Abbild einer bestimmten Konstruktion. Der folgende Überblick zeigt Bildbeispiele verschiedener
Fassadentypen und Konstruktionsformen und dazu die Ortsnamen, unter denen prägnante, architektonisch interessante und meist gut
erhaltene Gebäude in der Stockphoto-Galerie Nr.1a mit vielen Einzelaufnahmen zu finden sind. Die Sortierung der Bildersammlung
wurde nach Ortsnamen vorgenommen, weil sonst der Überblick über das jeweilige Dorf als Ganzes verloren geht. Wenn Sie hier auf
dieser Seite die zugehörigen Ortsnamen zu den Fotos erfahren möchten, klicken Sie mit Rechtsklick auf das Vorschaubild >
Eigenschaften > Allgemein: der Anfang des Bildtitels ist immer der Ortsname, am Ende steht in Klammern die Bildnummer. Hier
auf dieser Seite sehen Sie nur einen Überblick über die auf den nachfolgenden Seiten im Detail vorgestellten Bauernhäuser,
dabei steht jedes Bild für eine eigene Bildserie auf den folgenden Seiten der Stockphoto-Galerie 1a.
Lehmfachwerk und Bohlenfachwerk:
Fachwerk in Geschossbauweise oder Stockwerkbauweise mit verputzter oder verstrichener Ausfachung aus Lehmstaken,
Lehmwickeln, Lehmflechtwerk, Strohlehm, ungebrannten Lehmsteinen oder Leichtbranntziegeln, die nicht der freien Bewitterung standhalten - oder
als reiner Holzbau mit Bohlenausfachung: Ständerbohlen- oder Blockbohlen-Fachwerk. Teilweise wurden die alten Ausfachungen später ersetzt durch normales Ziegelmauerwerk
oder Natursteinmauerwerk unter Putz, von außen nur selten erkennbar.
In einigen Regionen massive Erdgeschosse; Fachwerk teilweise auch verschiefert
oder verbrettert.
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a:
Altbarnim (Oderbruch), Altwustrow (Oderbruch), Bahnsen (Lüneburger Heide), Bevern (Weserbergland), Borgloh (Osnabrücker Land),
Borgloh-Allendorf (Osnabrücker Land), Brevörde (Weserbergland), Bühren (Niedersachsen), Cloppenburg (Oldenburger Münsterland),
Derental (Weserbergland), Detmold (Ostwestfalen-Lippe), Garz (Ruppiner Land), Gesmold (Osnabrücker
Land), Godelheim (Westfalen), Grave (Weserbergland), Hagen (Lippe, Westfalen), Hagen am Teutoburger Wald (Osnabrücker Land), Heinsen (Weserbergland),
Hillentrup (Lippe, Westfalen), Kemnitz (Teltow-Fläming), Königshorst (Osthavelland),
Kottenbrunn (Unterfranken), Kunersdorf (Oderbruch), Langengrassau (Niederlausitz),
Liebenberg (Löwenberger Land), Löwendorf (Westfalen), Lüdersdorf (Barnim), Lühsdorf (Potsdam-Mittelmark), Medingen
(Sachsen), Melle-Eicken (Osnabrücker Land), Missen (Niederlausitz), Moide (Lüneburger Heide),
Mürsbach (Oberfranken), Neubrunn (Unterfranken), Neuenheerse (Westfalen), Neulietzegöricke (Oderbruch),
Neureetz (Oderbruch), Oldendorf (Osnabrücker Land), Riemsloh (Osnabrücker Land), Riemsloh-Westendorf (Osnabrücker Land),
Schledehausen (Osnabrücker Land), Schweisdorf (Oberfranken), Sommersell (Westfalen), Wahmbeck (Westfalen), Wellingholzhausen (Osnabrücker
Land), Wiesengiech (Oberfranken), Wilmersdorf (Uckermark), Wilsede (Lüneburger Heide), Wuschewier (Oderbruch)
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Ziegelfachwerk:
Fachwerk meist in Stockwerkbauweise, teils auch Geschossbauweise, mit unverputzter oder getünchter Ausfachung aus
Ziegelmauerwerk oder Backsteinmauerwerk (ältere oder nur regional gebräuchliche Bezeichnung für Ziegel).
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a: Baarz (Prignitz), Badbergen (Artland), Besandten (Prignitz), Bevern (Oldenburger Münsterland),
Carum (Münsterland), Cloppenburg (Oldenburger Münsterland), Detmold (Ostwestfalen-Lippe), Dötlingen (Wildeshauser Geest),
Dollern (Niedersachsen), Emern (Lüneburger
Heide), Groß Breese (Prignitz), Groß Linde (Prignitz), Groß Lüben (Prignitz), Grothe (Artland), Gühlitz (Wendland), Güstritz (Wendland), Guhlsdorf
(Westprignitz), Gumtow (Ostprignitz), Hagen am Teutoburger Wald (Osnabrücker Land),
Hammah (Niedersachsen), Hankenberge (Osnabrücker Land), Hillentrup (Lippe, Westfalen), Hilmsen (Altmark),
Hösseringen (Lüneburger Heide),
Holzminden (Weserbergland), Krampfer (Prignitz); Kuhbier (Ostprignitz), Langen (Artland), Lechterke (Artland),
Löwendorf (Westfalen), Luckau (Wendland), Lübeln (Wendland), Melle-Gerden (Osnabrücker Land), Menslage-Schandorf (Artland),
Mittelsdorf (Niedersachsen), Mödlich (Prignitz), Moide (Lüneburger Heide),
Naulitz (Wendland), Neubruchhausen (Niedersachsen), Reinstorf
(Wendland), Rosenhagen (Prignitz), Rühstädt (Prignitz), Satemin (Wendland), Schönhagen bei Gumtow
(Prignitz), Sükow (Westprignitz), Thielitz (Wendland), Unbesandten (Prignitz), Unewatt (Angeln), Vehs (Artland), Viesecke (Westprignitz),
Wesseloh (Lüneburger Heide), Wiepke (Altmark), Wilsede (Lüneburger Heide), Winkelstedt (Altmark), Wootz (Prignitz), Wulften (Artland)
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Weißes Ziegelfachwerk: Niederdeutsche Hallenhäuser
mit weißem Fachwerk bilden eine besonders auffällige Gruppe unter den Fachwerkbauten mit Ziegelausfachung.
Sie kommen nur vor im norddeutschen / niedersächsischen Raum mit Schwerpunkt in den historischen
Kulturlandschaften Vierlande, Altes Land, Stader Geest und Land Kehdingen (Region zwischen Hamburg,
Bremen und Niederelbe), teilweise sind sie auch für das südliche Herzogtum Lauenburg dokumentiert. Die
nachfolgend gezeigten Häuser sind fast alle im Landkreis Stade zu finden: Dollern, Guderhandviertel
(Altes Land), Hammah, Heinbockel, Hollern-Twielenfleth (Altes Land), Jork (Altes Land), Mittelnkirchen
(Altes Land), Mittelsdorf, Neuenfelde (Altes Land; Hamburg), Neuenkirchen (Altes Land), Steinkirchen
(Altes Land), Wöhrden (Altes Land). Alle Gemeinden bzw. Ortsteile im Alten Land finden sich gemeinsam
eingeordnet unter Buchstabe A - Altes Land, siehe direkt hier:
►.
Weißes Fachwerk im Alten Land: Wann und warum
die Tradition der geweißten Fachwerkhölzer gerade im Alten Land und den angrenzenden Gebieten (Niederelberaum)
entstanden ist und auf diese Gebiete beschränkt blieb, konnte bisher nicht geklärt werden. Es gibt verschiedene
Vermutungen, aber keine Fakten. Auch denkmalpflegerische Untersuchungen konnten bisher keine Belege liefern.
In anderen norddeutschen Hallenhausgebieten gibt es diese Tradition jedenfalls nicht, weiße Fachwerkhölzer
tauchen nur vereinzelt auf. Mehrfach wurden Einflüsse aus dem holländischen / niederländischen Kulturraum
vermutet, auch hier fehlen jedoch die Nachweise.
Bei Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte von Bautraditionen darf man sich nicht von der heutigen
Situation täuschen lassen. Bautraditionen sind immer entstanden aus einem räumlich-funktionellen Bedarf
und seiner bautechnischen Umsetzung in Verbindung mit regionaler Materialverfügbarkeit, Entwicklungsstand
der Werkzeuge und Gestaltungsfreude, sie unterlagen somit Veränderungen ‒ sowohl hinsichtlich
Materialeinsatz als auch hinsichtlich gestalterischer Ausführung und wechselnder Moden.
Auch im Alten Land war das Fachwerk ursprünglich nicht mit Ziegelmauerwerk ausgefacht sondern mit
Lehmruten oder Lehmstaken. Da Lehm nicht wetterfest ist und bei Schlagregen auswäscht, wurde er mit einer
dünnen Schicht Kalkputz abgedeckt oder nur mit Kalkschlämme getüncht. Dabei wurde seit dem 18.Jahrhundert
die Kalkschlämme nicht nur über die Gefache sondern über die gesamte Fassade gestrichen, also auch über die
Hölzer, das gestalterische Betonen der Fachwerkkonstruktion war aus modischen Gründen besonders in der Zeit
des Klassizismus nicht mehr erwünscht. Dem Kalkanstrich (Sumpfkalk) wurde als Bindemittel etwas Quark und
Leinöl beigegeben. In den regen- und windreichen Küstenregionen (aber nicht nur dort) war das Kalken /
Kalkschlämmen der Bauernhausfassaden auch als Wetterschutz verbreitet, gebietsweise jährlich und traditionell
vor Ostern. Nebenbei wurden mit dem regelmäßigen Schlämmen feine Risse und Fugen geschlossen, die sich durch
das witterungsbedingte Arbeiten (Dehnen und Schwinden) der Fachwerkkonstruktion immer wieder bilden.
Mit steigendem Wohlstand im Alten Land konnte man Mauerziegel für wartungsfreies Ziegelsichtmauerwerk in
den Ausfachungen einsetzen. Später machte die industrielle Massenproduktion Ziegel preiswerter und vor
allem maßhaltiger, somit waren aufwendige Flächengestaltungen und komplizierte geometrische Muster
("Buntmauerwerk") durch inzwischen spezialisierte Bauhandwerker möglich. Die Hölzer jedoch hat man in
alter Tradition weiß belassen, jetzt aber nicht mehr Kalkschlämme verwendet sondern weiße Farbe, die
länger haltbar war. Auch hier gab es Entwicklungen von teils giftigen bleihaltigen und leicht grauweißen
Farben bis zu heutigen grellweißen (und völlig unpassenden) Farben aus dem Baumarkt. Aus dem Farbkontrast
hat sich über die Zeiten und besonders seit dem 19.Jahrhundert (Historismus) ein neues Gestaltungsprinzip
entwickelt, welches heute das Alte Land prägt. Dies könnte eine mögliche Erklärung sein.
(Dieser Text wurde hier erstmalig veröffentlicht am 23.4.2021, letzte Ergänzung am 8.9.2022)
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Umgebinde-Fachwerk:
Gebäude in Mischkonstruktion aus Fachwerkbau, Blockbau und Massivbau; als Umgebinde wird nur die
hölzerne Stützkonstruktion für das darüber aufgebaute Fachwerk (Stockwerk) oder Dachwerk
bezeichnet, darunter bzw. darin steht konstruktiv separat mit eigener Decke die Blockstube
bzw. Bohlenstube / Schrotholzstube; nur beim Langständerbau (Geschossbauweise) bilden Umgebinde und Fachwerk
eine untrennbare konstruktive Einheit. Außerdem existieren noch diverse
Sonderformen, so z.B. das nur einseitig vorgesetzte Giebelgebinde der
Spreewaldhäuser. Fachwerk meist mit verputzter oder verstrichener Ausfachung aus Lehm-Staken,
Lehmwickeln oder Strohlehm, später selten auch Ziegel; Blockstuben aus Vollholz oder Bohlen / Schrotholz,
teils nachträglich außen verbrettert; Massivteile meist als verputztes Natursteinmauerwerk
(Bruchstein), Türgewände (umgangssprachlich "Türstock" genannt, weil
ursprünglich aus Holz) als besonders hervorgehobene Gestaltungselemente aus Naturstein mit teils feiner Steinmetzarbeit.
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a für Umgebindehäuser als Bauernhaus,
Kleinbauernhaus-Weberhaus, Faktorenhaus: Bertsdorf (Sächsische Oberlausitz), Dittelsdorf (Sächsische Oberlausitz), Eibau
(Sächsische Oberlausitz), Lehde (Spreewald), Neukirch (Sächsische Oberlausitz), Obercunnersdorf (Sächsische Oberlausitz), Oberoderwitz
(Sächsische Oberlausitz), Oberseifersdorf (Sächsische Oberlausitz), Schlegel (Sächsische Oberlausitz),
Schönbach (Sächsische Oberlausitz), Taubenheim (Sächsische Oberlausitz),
Waltersdorf (Sächsische Oberlausitz), Wehrsdorf (Sächsische Oberlausitz), Wittgendorf (Sächsische Oberlausitz)
Umgebinde als Begriff: Wann genau der inzwischen in den allgemeinen
Sprachgebrauch eingegangene Begriff "Umgebinde" entstanden ist, lässt sich wohl nicht mehr
klären. In die Literatur soll er 1893 eingeführt worden sein vom Dresdener Architekten und Regierungsbaumeister
Otto Gruner in "Beiträge zur Erforschung volksthümlicher Bauweise im Königreich Sachsen und in Nord-Böhmen" (Verlag von Arthur Felix,
Leipzig 1893). Dort heißt es auf Seite 37: "Die Säulenstellung nebst Spannriegeln und Zwickelhölzern oder Kopfbändern, zusammen
Bohlenstuhl, von den Zimmerleuten der dortigen Gegend aber das Umgebinde genannt, bildet unstreitig das eigentlich
charakteristische Motiv in der lausitzer Bauweise und ist der dortigen Bevölkerung so sehr zur Gewohnheit und zum Kennzeichen des Wohnhauses
geworden, dass man beim Fehlen des wirklichen Umgebindes doch ein ähnliches Fassadensystem nicht nur bei Holzgebäuden mittels
vorgenagelter Bretter, sondern auch bei gemauerten Fronten durch aufgeputzte Lisenen, Friese und Zwickel wiedergegeben vorfindet."
Dies ist der einzige Satz in der kleinen Broschüre, in dem das Wort "Umgebinde" auftaucht.
Wenn also z.B. Alfred Roggan in "Brandenburgische Denkmalpflege" (Heft 2009/2, Seite 50) behauptet, dass Gruner es war, der 1893 erstmals den
Begriff "Umgebinde" benutzte, dann ist das nicht richtig. Benutzt wurde dieser Begriff nach Gruners Angaben von den Praktikern
schon längst. Besser formuliert es Hans-Jürgen Rach in "Die Mark Brandenburg" (Heft 45/2002, Seite 7): "Im Jahre 1893 durch Otto Gruner in die Hausforschung
eingeführter Begriff ...". Gruner hat somit 1893, um es unmissverständlich zu sagen, lediglich eine in der Lausitz bereits
allgemein gebräuchliche Konstruktionsbezeichnung in seinen hauskundlichen Text übernommen, nicht mehr und nicht weniger. Erfunden hat er diesen Begriff nicht.
Den bisher frühesten Nachweis für die Verwendung des Begriffs "Umgebinde" konnte der Sebnitzer Volkskundler und Heimatforscher Manfred Schober
liefern. Er fand in einer Akte die Materialaufstellung / Holzliste eines Zimmermeisters von 1839 zur Errichtung eines
Wohnhauses mit "dem erforderlichen Umgebinde" (veröffentlicht in "Bauernhäuser und Bauernhöfe in Sachsen", Heft 1/2005, Seite 9,
Mitteilungsblatt des Vereins Ländliche Bauwerte in Sachsen e.V., der Verein wurde inzwischen aufgelöst, die Heftreihe erscheint jedoch
weiter in privater Initiative unter dem Titel "Das Hoftor" im Wiesenhaus-Verlag, Dresden).
Neben Handwerkern scheint auch (sächsischen) Akademikern die Bezeichnung "Umgebinde" um 1900 schon geläufig gewesen zu sein, denn
1906 wird sie in dem Standardwerk "Das Bauernhaus im Deutschen Reiche und in seinen Grenzgebieten" (Verband Deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine, Verlag von Gerhard Kühtmann, Dresden 1906) ganz selbstverständlich und ohne Quellenangabe verwendet, so z.B. im Textband
auf Seite 191 von L. F. K. Schmidt. Ebenso verwendet Cornelius Gurlitt 1910 in "Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler
des Königreichs Sachsen. Amtshauptmannschaft Löbau." (C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1910) z.B. auf Seite 118 den Begriff "Umgebinde",
verweist jedoch gleichzeitig auf die in der Region üblichen Bezeichnungen "Umschrotung" und mundartlich "Imschrot".
Der Lausitzer Umgebindehausforscher Karl Bernert spricht von "Umschrot" in seinem Buch "Umgebindehäuser" (VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1988), Seite 10.
Noch bis Mitte des 20.Jahrhunderts wurde parallel von "Bohlenstuhl" oder "Bohlstuhl" gesprochen, so z.B. bei Alfred Fiedler
und Jochen Helbig in "Das Bauernhaus in Sachsen" (Akademie-Verlag, Berlin 1967) auf Seite 60.
(Dieser Text wurde hier erstmalig veröffentlicht am 14.12.2013, letzte Aktualisierung am 3.1.2014)
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Weitere Beispiele für Umgebindehäuser, teils mit
traufseitiger Vorlaube oder mit Giebellaube (Laubenhäuser) finden Sie in
der Stockphoto-Galerie Nr.2a unter ► Neusalza-Spremberg und ► Hirschfelde
(Sächsische Oberlausitz); zumindest in Hirschfelde dürfte es sich meist um ehemalige Handweber- oder Handwerkerhäuser handeln, nicht um Bauernhäuser.
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Ziegelmauerwerk:
Ziegelsichtmauerwerk als durchgängige, im Verband gemauerte "Backsteinwand" (Straßenfassade teils mit besserer Ziegelqualität) oder als
vorgesetztes Ziegelverblendmauerwerk unter Verwendung vielfältiger, teils farbig glasierter Formziegel, auch in Kombination mit Gliederungs- und
Schmuckelementen aus Terrakotta, Naturstein, Putz, Stuck oder Beton. Im 19.Jahrhundert wurden diese Fassaden als "Ziegelrohbau" oder
"Backsteinrohbau" bezeichnet. Im norddeutschen Raum wurden Ziegelbauten
aus einfachen Normalziegeln häufig (meist weiß) getüncht.
► Siehe hierzu auch Stockphoto-Galerie Nr.5 - Ziegel, Ziegelmauerwerk,
Backsteinmauerwerk, Backsteinhaus, ...
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a: Abbendorf (Prignitz), Bardenitz (Niederer Fläming), Buchholz (Potsdam-Mittelmark), Dennewitz (Fläming),
Dötlingen (Wildeshauser Geest), Dürrenhofe (Niederlausitz), Eckmannsdorf (Fläming), Gandenitz (Uckermark), Goßmar bei Luckau (Niederlausitz), Groß Breese
(Prignitz), Groß Leuthen (Niederlausitz), Grünendeich (Altes Land),
Guderhandviertel (Altes Land), Güstritz (Wendland), Gumtow (Ostprignitz),
Heinbockel (Niedersachsen), Hollern-Twielenfleth (Altes Land), Kasel-Golzig (Niederlausitz), Kattien (Lüneburger Heide),
Kemnitz (Teltow-Fläming), Klein Lüben (Prignitz), Komptendorf (Niederlausitz), Krampfer (Prignitz), Kreblitz (Niederlausitz), Krewelin (Oberhavel), Krimnitz
(Niederlausitz), Kuhbier (Ostprignitz), Kuschkow (Niederlausitz), Langengrassau (Niederlausitz), Lanz (Prignitz), Legde (Prignitz), Lerchenhausen (Niedersachsen), Lüben
(Lüneburger Heide), Lühsdorf (Potsdam-Mittelmark), Martfeld (Niedersachsen), Menslage-Schandorf (Artland), Neubruchhausen (Niedersachsen),
Neuenfelde (Altes Land, Hamburg), Neuenkirchen (Altes Land), Oehna (Niederer
Fläming), Rade (Lüneburger Heide), Rosenhagen (Prignitz), Rosenthal bei Dahme/Mark (Teltow-Fläming), Rühstädt (Prignitz), Schleife
(Niederschlesische Oberlausitz), Schlepzig (Spreewald), Schönhagen bei Gumtow (Prignitz),
Steinkirchen (Altes Land), Stöckheim (Altmark), Stüdenitz (Ostprignitz), Uelsby / Ülsby
(Schleswig-Holstein), Viesecke (Westprignitz), Wahlsdorf (Niederer Fläming), Wiepke (Altmark), Zernitz (Ostprignitz),
Zinnitz (Niederlausitz)
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Putz-Stuck-Mauerwerk:
Verputztes Mauerwerk mit Putz-, Stuck- und Gussornamentik aus vor Ort angetragenem Stuck und/oder montierten
vorgefertigten Stuckteilen (Montagestuck aus Stuckgips oder Gussbeton); auch in Kombination mit Naturstein und Ziegelflächen,
soweit die Stuckanteile dominieren.
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a: Buberow (Oberhavel), Dennewitz (Fläming),
Falkenthal (Oberhavel), Garz (Ruppiner Land), Glienicke/Nordbahn (Oberhavel), Großmutz (Oberhavel), Groß Ziethen (Oberhavel), Grüneberg (Löwenberger
Land), Grüntal (Barnim), Klein Lüben (Prignitz), Klein-Mutz (Oberhavel), Klobbicke (Barnim), Komptendorf (Niederlausitz), Langengrassau
(Niederlausitz), Lentzke (Ostprignitz-Ruppin), Lühsdorf (Potsdam-Mittelmark), Manker (Ruppiner Land), Nebelin (Prignitz),
Neuenfelde (Altes Land, Hamburg), Neuenkirchen (Altes Land), Paretz
(Osthavelland), Schildow (Oberhavel),
Schönfließ (Oberhavel), Schönhagen bei Gumtow (Prignitz), Schönwalde (Niederbarnim), Stolpe (Oberhavel),
Stolzenhagen (Barnim), Stüdenitz (Ostprignitz), Tarmow (Ostprignitz-Ruppin), Tempelfelde (Barnim), Teschendorf (Löwenberger Land), Wensickendorf (Oberhavel),
Zehlendorf (Oberhavel)
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Natursteinmauerwerk:
Bauernhäuser sowie ländliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus Naturstein-Sichtmauerwerk, Werkstein (Quader) oder Bruchstein mit
geglätteten / behauenen Sichtseiten oder gespaltene Feldsteine, meist aus vorgeblendeten Natursteinen erstellt
mit Hintermauerung aus normalen Mauerziegeln (Grundmauerwerk), häufig Sandstein oder Kalkstein (weil leicht zu bearbeiten, soweit regional verfügbar),
besonders in Brandenburg auch Feldstein (Spaltstein); teilweise mit Sichtziegel-Einfassungen für Fenster-, Tür-
und Toröffnungen sowie gelegentlich auch für Gebäudeecken und sonstige Kanten, Simse und Verzierungen; insgesamt selten und deshalb unbedingt erhaltenswert.
Beispiele in der Stockphoto-Galerie Nr.1a: Borgloh-Eppendorf (Osnabrücker Land), Castle Combe (England), Derental (Weserbergland),
Mittenwalde (Uckermark), Mittweide
(Niederlausitz), Neubrunn (Unterfranken), Reicherskreuz (Niederlausitz), Treppeln (Oder-Spree-Region), Wahmbeck (Westfalen), Wellingholzhausen-Auburg (Osnabrücker Land)
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